Wozu eigentlich Achtsamkeit in der Schulklasse?

Geschrieben von: Barbara Schagerl

Hast du dir gerade gedacht: „Nicht schon wieder etwas, das ich in meinen Unterricht einbauen sollte!“ ?

Okay, ich kann dich gut verstehen. Der Workload von uns Lehrer:innen ist hoch genug. Warum es meiner Meinung nach TROTZDEM wichtig ist, dass du es tust, möchte ich dir hier & heute erzählen.

Ich selbst durfte vor acht Jahren mit einer aufgeweckten 1. Klasse ins neue Schuljahr starten. Täglich war es super laut, maximal unentspannt und einfach nur wuselig. Meine eigene schwindende Kraft und die daraus resultierende Überforderung waren letztendlich der Startschuss für die jahrelange Versuchsreihe, Achtsamkeit und Stilleübungen in meinen Unterricht einzubauen.

Und das hatte schlussendlich großen Erfolg (natürlich erst nach einer Phase des Ausprobierens und viel Geduld – bleiben wir mal realistisch)!

Große Auswirkungen auf die Stimmung

Was sich damals in meiner Klasse änderte, sind auch die Vorteile, die mittlerweile bereits mehrfach wissenschaftlich bewiesen wurden:

1. Das allgemeine Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler (sowie meines) haben sich verbessert. Durch regelmäßige Atem- und Achtsamkeitsübungen konnten wir lernen, uns besser zu entspannen, Stress abzubauen und unsere Emotionen zu regulieren. Dies hat zu einer positiven und unterstützenden Lernumgebung beigetragen.

2. Die Konzentrationsfähigkeit der Kids steigerte sich Schritt für Schritt und ihre Aufmerksamkeitsspanne wurde besser. Indem sie lernten, im gegenwärtigen Moment präsent zu sein und ihre Gedanken bewusst zu lenken, konnten sie sich besser auf den Unterricht und ihre Aufgaben konzentrieren.

3. Ich erkannte eine wunderbare Entwicklung in den sozialen und emotionalen Kompetenzen der Kinder. Durch das bewusste Wahrnehmen und Akzeptieren von eigenen Gefühlen und Empfindungen konnten sie ein besseres Verständnis für sich selbst und andere entwickeln. Dies führte zu weniger Konflikten und mehr Kommunikation, Empathie und friedlicher Konfliktlösung.

Wenn du jetzt Lust bekommen hast, selbst mit Achtsamkeitsübungen in deiner Klasse zu starten, dann habe ich hier einen Ratschlag für dich: BEGINNE und WIEDERHOLE!

Die gute Nachricht ist: Du brauchst, um mit Achtsamkeit zu starten, keine seitenweisen Vorbereitungen. Starte ganz einfach und unkompliziert mit kurzen Übungen (zum Beispiel Atemübungen) und wiederhole sie täglich. Zuerst wird es vielleicht unruhig dabei sein und vielleicht bist du sogar kurz davor, alles wieder hinzuschmeißen. Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung versichern: Es zahlt sich aus, dranzubleiben! Mach aus dem Üben eine tägliche Routine und bald werdet ihr von den wunderbaren Vorteilen profitieren.

Einfach loslegen!

Am besten startest du mit kurzen und einfachen Achtsamkeitsübungen, die altersgerecht sind. Zum Beispiel lustige Atemübungen, ein kurzer Körper-Scan oder kurze Momente der Stille mit der Sanduhr. Stelle sicher, dass die Übungen spielerisch und ansprechend gestaltet sind, um das Interesse der Kinder zu wecken. Denn: Achtsamkeit mit Kindern SOLL SPASS MACHEN!

Übrigens darf Achtsamkeit für 5 bis 8-Jährige anders ausschauen als für 8 bis 11-Jährige. Für die Kleinen eignen sich Geschichten, kurze Mini-Stilleübungen, Übungen in Bewegung (Atemübungen oder Körper schütteln oder ausklopfen). Alles, was von klein an eintrainiert ist, ist später nicht mehr „komisch“. Kinder im Alter von 8 bis 11 Jahren sind bereits in der Lage, ihre Aufmerksamkeit ein wenig länger zu halten. Wenn ihr gut trainiert seid, darf eine Übung oder eine Traumreise/Meditation schon mal 15 Minuten dauern – natürlich auch noch alles spielerisch.

Übung: Sand im Wasser

Mit dieser Übung führe ich das Thema „Achtsamkeit“ in meinen Klassen ein, sie verbildlicht, warum es für uns manchmal wichtig ist, zur Ruhe zu kommen. Dazu brauchst du: Ein großes, durchsichtiges Gefäß mit Wasser, ein Gefäß mit Sand oder Reis (oder Glitzer) und einen Kochlöffel.

Wir treffen uns für diese Übung im Kreis. „Welche Gedanken und Gefühle habt ihr, wenn ihr am Morgen aufwacht?“ Einige Kinder dürfen antworten und dabei eine kleine Hand voll Reis oder Sand in das Wasser streuen. Ein anderes Kind übernimmt die Aufgabe, im Wasser umzurühren.

„Welche Gedanken habt ihr dann, wenn ihr in die Schule geht?“ Die Kinder, die antworten, dürfen wieder Reis oder Sand ins Wasser streuen. Ein anderes Kind übernimmt das Rühren.

„Seht genau hin. Ist das Wasser klar oder trüb? Ja, es ist trüb. So sieht es in unserem Kopf aus, wenn wir aufgeregt oder im Stress sind. Können wir dabei klar sehen? Ist das ein angenehmer Zustand?“

(Es wäre gut, hier den Kindern die Möglichkeit zu geben, andere Situationen zu finden, wo sie sich genau so fühlen.)

Anschließend hören wir mit dem Rühren auf und beobachten, wie das Wasser ruhiger und klarer wird, bis letztendlich alles auf den Boden abgesunken ist. „Das passiert mit unserem Kopf, wenn wir Achtsamkeits- oder Atemübungen machen oder meditieren. Wie ist das Wasser jetzt? Sind unsere Gedanken weg oder noch immer da? Ja, sie sind noch da, aber sie sind ganz ruhig auf dem Boden. Denn wenn wir achtsam sind, können wir uns selbst besser beobachten und uns aussuchen, welche Gedanken und Gefühle wir „aufrühren“ oder uns ansehen wollen. So können wir auch Entscheidungen besser treffen. Das alles geht, wenn das Wasser klar wird.“

Ich freue mich, wenn du dir die Zeit und den Raum nimmst, mehr Entspannung für dich und deine Schulkinder zu ermöglichen.

Dabei wünsche ich dir das Allerbeste und viele ruhige Stunden in diesem Schuljahr.
Deine Barbara @dieachtsamelehrerin